Fietselfstedentocht

Pfingsten fährt man eigentlich in Bimbach, so war ich 2015 und 2016 beim Rhön Radmarathon am Start. Dieses Jahr verschlug es mich jedoch in die Niederlande zur Fietselfstedentocht.

Was?

Fiets-elf-steden-tocht, der Name ist Programm. Frei übersetzt „Fahrrad elf Städte Tour“, dass heißt es geht mit dem Fahrrad in einer Tour durch 11 Städte. Auf 235 Kilometer malt man eine „8“ ins Kartenbild, Start der „Tocht“ ist immer in Bolsward und von dort geht es durch Harlingen, Franeker, Dokkum, Leeuwarden, Bolsward, Sneek, Ijlst, Sloten, Stavoren, Hindeloopen, Workum und wieder zurück nach Bolsward. Bis auf Deiche gibt es kaum Erhebungen, aber der friesische Wind sollte nicht unterschätzt werden.

JugendstilBikes.de Fietselfstedentocht Map

Das „Los“ entscheidet

Die erste Fietselfstedentocht wurde 1912 ausgetragen, ab 1947 gab es eine jährliche Austragung, lediglich 2001 fiel die „Tocht“ aus. Zur 105. Fietselfstedentocht haben sich ca. 28.000 Starter auf insgesamt 15.000 Startplätze beworben. Das Losglück erwischte mich und auch ich durfte an den Start gehen. Gestartet wurde in Etappen, alle 8 Minuten gehen circa 650 Räder auf die Strecke. Ich hab im Internet ein paar Gleichgesinnte gefunden und durch das Zusammenlegen der Startzeiten durften wir gemeinsam ab 05:32 auf die Strecke. Späteste Startzeit wäre 8:30 gewesen. Aber der frühe Wurm fängt nun mal den Vogel.

Von der Strecke

Nach dem ich am Treffpunkt sicher war die Gruppe gegenüber sei nicht die Truppe aus dem Forum – einer trug ein dezentes Holland Fahrradtrikot – sah ich doch verwirrt genug aus, so dass Wolfgang, der Herr in dem Trikot, mich auf bestem Deutsch mit meinem Vornamen an sprach und wir uns gefunden hatten. Es gab noch einen Snelle Jelle und den erste Stempel bevor wir zu siebt um 5:50 Fahrt auf nahmen.

Nachdem wir die ersten Stempel erfahren hatten, trafen wir in Holwerd noch Toto, ein weiterer Mitstreiter aus dem Forum. Nach Kaffee und einem kleinen Snack ging es dann mit 8 Fahrern nach Dokkum – eine Perle Frieslands! Mittags hatten wir die ersten 100 Kilometer auf der Kette und gönnten uns in Leeuwarden ein Stündchen Pause. Bevor es dann doch zu gemütlich wurde schnappten wir uns wieder die Räder und rollten weiter. Nach der halben Strecke gab es in Wilsum ein Powerbar Stand, sehr praktisch dieses Zeug, klebt die Trinkflasche im Halter fest. Im Verlauf streckte sich unser Team mehr und mehr. Verpasst man bei dem Wind einmal den Anschluss war es auch schwer wieder dran zu kommen. Irgendwann hatte ich mich von einer schnelleren Truppe mitreißen lassen und kachelte zackig durch die wunderschöne Landschaft. Mal am Wind, mal im Windschatten, aber immer über der 30.

Nach dem Bolsward zum zweiten Mal passiert wurde ging es nach Sneek und von dort zur Küste. Von Oudemirdum über Stavoren bis nach Hinderloopen ging es immer an der Küste entlang, mal auf dem Deich, mal daneben. Die letzten 30-40 Kilometer munkelt man gab es noch Rückenwind, so dass die Kilometer dahin purzelten. Um kurz nach Sechs, gab es in Bolsward den letzten Stempel und das „Finisher“-Abzeichen. Hoera!!!

Fietselfstedentocht

An der Strecke

Die Fietselfstedentocht ist ein Volksfest. Fing es zunächst noch relativ ruhig an, so wurde im Verlauf des Tages der Streckenrand immer voller. Die Leute packten die Gartenmöbel vor die Häuser, warfen den Grill an und feierten jeden Fahrer der vorbei kam. Manch einer hatte sich sogar die Blaskapelle in den Vorgarten gesetzt und sorgte für Stimmung. Selbst die Polizisten, die den ganzen Tag an der Strecke absperrten und den Verkehr regelten, feuerten einen unermüdlich an und riefen einem noch ein „succes“ hinterher. Und in den „Elfsteden“ ging die Post so richtig ab.

Neben der Stimmung haperte es auch sonst an nichts. An den Stempelstellen konnte man sich für kleines Geld verpflegen, Kaffee, Kuchen, Wurst, Pommes, Suppe, Pfannkuchen… für jeden Geschmack war was dabei. Wer es eilig hatte konnte, in der Regel, nach 10-15 Minuten wieder – frisch gestempelt – in die Pedale klicken. Aber zum Einen ist das ganze keine Rennveranstaltung und zum Anderen hat man so die Gelegenheit ein Blick in die schicken Orte zu werfen, zu genießen und die Beine mal aus den Pedalen zu nehmen.

Die Teilnehmer

Auf der Strecke traf man auf ein buntes Feld von Fahrrädern. Rennräder in Carbon hielten die Mehrheit, aber man sah auch Alu, Titan und Stahlrenner. Auch andere Formen des Fahrrads gab es zu Hauf; Party Tandems mit Soundanlage, Hollandräder, Mountainbikes, Liegeräder, Fat-Bikes und viele mehr. Es war alles dabei. Nicht nur die Räder waren bunt gemischt, auch die Fahrer, von junges Mädchen bis alt ehrwürdiger Herr fuhr jeder mit.

Fazit

Die Fietselfstedentoch ist nicht irgendeine Rundfahrt, es ist ein Volksfest. Ein sehr gut organisiertes Volksfest. Alle machen mit, alle haben Spaß egal ob auf dem Rad oder an der Strecke. Die Strecke ist hervorragend ausgeschildert und zum größten Teil abgesperrt. Auf den nicht gesperrten Strecken sind die Autofahrer sehr rücksichtsvoll.
Das Tempo ist stark gemischt und beim Überholen kann es auch mal eng werden. Bis auf einen Sturz habe ich nichts mitbekommen. Aber auch hier waren alle gut organisiert, sicherten die Unfallstelle und kümmerten sich um die Fahrer.
Ich hab versucht daran zu denken das Schieben zu den Stempelstellen wegzustoppen, klappte nicht immer und kostete Kilometer 😉 . Am Ende betrug die reine Fahrzeit 8:36 Stunden. Bei 228,8 Kilometer kommt man so auf 26,6 km/h im Durchschnitt.