Die Fahrradkurbel neu erfunden

Diese Kurbel von Caron Bicycles habe ich wieder mal zufällig beim Stöbern im Netz entdeckt. Ich als Fahrradbegeisterter frage mich natürlich sofort, wie man das technisch umgesetzt hat.

Diese Kurbeln erlauben es einem in 6 verschiedenen Arten zu treten.

JugendstilBikes_Caron1 JugendstilBikes_Caron3

Doch bevor ich mich auf die Suche gemacht habe, um die technische Umsetzung zu erforschen, kam mir noch ein zweiter Gedanke. Wozu braucht man sowas? Meine erste Reaktion war es in die Kategorie „Dinge, die die Welt nicht braucht“ zu packen. Jedoch wird auf Indiegogo ausdrücklich auf die positiven Effekte dieser Fahrradkurbel hingewiesen, die sich für das Training unterschiedlicher Muskelgruppen ergeben.

Man hat auch schon 23.000$ in 16 Tagen zusammen bekommen. Damit sind die Chancen die insgesamt 30.000€ in den verbleibenden 25 Tagen auch noch zu erreichen recht hoch.

Nun mal eine Frage von mir an die Trainings-Experten unter euch. Was haltet ihr von der Idee. Braucht man sowas?

Fahrradgewinde – Innenlager und Tretlager

In diesem Beitrag soll es um die Gewinde der Innenlager gehen. In meiner Jugend haben wir noch Tretlager gesagt. Bevor ich jedoch voll einsteige noch die Links zu den vorhergehenden Beiträgen über Fahrradgewinde.

  1. Fahrradgewinde – Speichen und Nippel
  2. Fahrradgewinde – Innenlager und Tretlager
  3. Fahrradgewinde – Vorder- und Hinterachse
  4. Fahrradgewinde – Pedale und Kurbeln

Da es mehr als nur ein Gewinde an einem Innenlager geben kann, versuche ich diese etwas zu sortieren. Ich konzentriere mich hier auf die Gewinden für die Lageschalen. Das sind die beiden Gewinde, die unten in den Rahmen geschnitten sind, um das Innenlager mittels der Lagerschalen zu montieren. Es gibt verschiedene Systeme, die mitunter unterschiedliche Gewinde nutzen. Es gibt aber auch Innenlager, die gepresst werden.

Das wohl verbreitetste Lagerschalengewinde ist das der Birmingham Small Arms (BSA). Ein ehemaliger Waffenproduzent, der später Fahrräder produziert hat und dessen eigene Gewinde-Variante sich in der Praxis durchgesetzt haben. Die ISO hat in Anlehnung ein Gewinde definiert, dass mit dem BSA kompatibel ist.

Gewinde an Lagerschalen

GewindeSteigung mmGänge n/ZollNenn-Ø mmKern-Ø mmBezeichnungVerwendung
BSA o. Engl.1,062434,833,671,37"x24 oder FG37,8Standard
ISO1,062434,933,671,375"×24z.B. Hollowtech aber mit BSA kompatibel
ISIS1,5038,14846,5348x1,5neuer Standard für Oversized
Ital.1,06243634,8736x24alte italienische Räder
Franz. o. Schweiz.1,0025,4353435x1alte französische u. schweizer Räder
Raleigh0,982634,833,671 3/8"x26alte Raleighs
Fauber1,06244644,8746×24Fauber Lager

Damit das Ganze nicht langweilig wird, haben sich manche Hersteller gedacht die Gewinde mit unterschiedlicher Richtung zu schneiden. Damit sich die Lagerschalen mit der Zeit nicht lockern, muss die linke Seite als Rechtsgewinde und die rechte Seite als Linksgewinde ausgeführt sein. Wie ihr in der Tabelle jedoch sehen könnt, wurde das früher nicht immer so umgesetzt.

Gewinderichtungen der Lageschalen

Gewinderechte Lagerschalelinke LagerschaleBewertung
BSA o. Engl.LinksgewindeRechtsgewindeRichtig
ISOLinksgewindeRechtsgewindeRichtig
Ital.RechtsgewindeRechtsgewindeFalsch
Schweiz.LinksgewindeRechtsgewindeRichtig
Franz.RechtsgewindeRechtsgewindeFalsch
RaleighLinksgewindeRechtsgewindeRichtig
FauberRechtsgewindeLinksgewindeRichtig (Gewinde auf Kurbel)

Falls ihr euch einen alten gebrauchten Stahlrenner zulegt, dann wäre es hilfreich wenn nicht gerade ein Sonderling als Innenlager verbaut ist. Ein Schweizer Innenlager auszutauschen ist zum Beispiel kostspieliger als ein standard BSA Innenlager. Das hat übrigens eine Gehäusebreite von 68mm.

Bild oben von B. Conolly (www.bootiebike.com) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Retrodirect Supergear von Ziegler-Lam Cycling

Beim stöbern durch das Internet ist mir folgender Beitrag aufgefallen. Er trug mich zurück in die Zeit des CNC Booms der 90er. Die Firma Ziegler-Lam Cycling existiert heute nicht mehr… aber diese Kurbel soll nicht ganz in Vergessenheit geraten. 🙂

Der ursprüngliche Beitrag ist auf dem Blog urbanvelo.org erschienen. Ich wünschte ich könnte dieses Stück Technik selbst in Augenschein nehmen.

Es handelt sich um eine 3-Gang MTB Kurbel mit einem Planetengetriebe, dass es erlaubt dem Fahrer rückwärts zu treten und dadurch die Übersetzung zu halbieren. Damit verdoppelt sich die Anzahl der möglichen Gänge an einem Rad. Darüber hinaus kann die kleinere Übersetzung spontan (ohne Schalten) abgerufen werden. Das Prinzip nennt sich Retrodirect, wird aber normalerweise durch eine zusätzliche Umlenkrolle an der Hinterradnabe umgesetzt. Wir hatten in diesem Beitrag bereits darüber berichtet.

Lagerschalen einpressen

In der Regel geht man einfach zum Fachmann und lässt ihn mal machen,
aber wer selbst mal ran möchte und kein bequemes Schraublager hat, der muss sein Innenlager einpressen.

innenlager-0

Variante 1: Man bestellt sich das Einpresswerkzeug im Internet (Kostenpunkt ca. 250€).
Variante 2: Man baut sich das Einpresswerkzeug selbst (Kostenpunkt 10€).

Ich habe mich für Variante 2 entschieden. Benötigt wird dazu:

  • 2 Gewindestangen (M12x1600)
  • 4 Schraubenmuttern
  • 2 Holzbretter (10x20cm)

Innenlager, Lagerfett und Werkzeug (Säge, Lochbohrer-Aufsatz, Bohrer, Ratsche) sollte natürlich auch verfügbar sein.

Vorgegangen wird wie folgt:
Wichtig: Stromkabel welche im Rahmen verlegt werden, sollten vor dem Einpressen des Lagers verlegt werden!

  • Aus einem langen Holzbrett zwei kleine Bretter sägen.
  • In die Mitte der Bretter (10cm) sägt man mit dem Lochborer ein Loch (32mm) durch welches die Lagerachse bequem gesteckt werden kann.
  • 5cm links und 5cm rechts neben das große Loch bohrt man mit einem normalen Bohrer (12) jeweils ein Loch.

innenlager-1 Nun sollten die Bretter so wie auf dem Foto aussehen und der das Einpressen kann beginnen.

  • Zunächst die Lageraufnahme (im Rahmen), die Lagerschalen und das Innenlager gut einfetten.
  • Dann die Lagerschale der Antriebsseite mit der Hand leicht auf den Rahmen pressen.

Nun braucht man mindestens ein Brett um die Lagerschale (Antriebsseite) einzupressen.innenlager-2

In den Bildern habe ich ein Brett und ein Ratschenaufsatz verwendet, den Ratschenaufsatz kann man aber gerne durch das zweite Holzbrett ersetzten.

  • Nun steckt man eine Gewindestange durch eins der kleinen Löcher im Holzbrett(egal welches) und mittig durch die Lageraufnahme.
  • Auf der anderen Seite wird die Gewindestange durch den Ratschenaufsatz (oder das zweite Holzbrett, wieder eines der kleinen Löcher) gesteckt.
  • Auf beide Enden der Gewindestange wird eine Schraubmutter geschraubt.
  • Nun wird die Schraubmutter angezogen (ggf. auf einer Seite gegenhalten oder mit einer weiteren Schraubmutter kontern).

innenlager-3

Durch das Anziehen der Schraubmutter zieht sich die Lagerschale in den Rahmen.

  • Wenn die Lagerschale komplett eingezogen ist, die Gewindestange wieder aus dem Rahmen ziehen.

Nun kann das Innenlager in die Lagerschale gepresst werden.
Dies geht in der Regel mit der Hand, alternativ kann dazu auch die Einpressvorrichtung verwendet werden (dazu einfach die Lagerschale nicht auf den Rahmen pressen und fortfahren).

Diese Einpressvorrichtung benötigen wir spätestens zum Einpressen der zweiten Lagerschale.

  • Dazu wird die Lagerschale mit der Hand leicht auf den Rahmen gepresst.
  • Nun werden durch die kleinen Löcher der Holzbretter die Gewindestangen geschraubt und das Ende mit jeweils einer Schraubmutter gesichert.
  • Diese Konstruktion setzt man mittig auf die Lagerschale der Antriebsseite. Auf der anderen Seite wird nun das zweite Brett gespiegelt aufgesetzt und ebenfalls mit den Schraubmuttern gesichert.
  • Nun befindet sich die Lageraufnahme zwischen den beiden Holzbrettern.

innenlager-5innenlager-4

  • Zieht man nun auf einer Seite der Holzbretter gleichmäßig die Schraubmuttern fest (ggf. auf einer Seite gegenhalten oder mit einer weiteren Schraubmutter kontern), presst sich die Lagerschale in den Rahmen.

Eingepresst ist das Innenlager!

20130304-224729.jpg