Alte Liebe rostet nicht…

… und wenn dann kann man ja etwas dagegen unternehmen. Letzteres dachte ich mir auch als ich die Gazelle meiner Frau aus dem Schuppen der Eltern zurück ans Tageslicht holte. Mal eben schnell alle Teile runter vom Rad, ein paar Ersatzteile kaufen, sandstrahlen, lackieren, Teile wieder anschrauben (u.a. das Lager neu einpressen) und fertig ist die Kiste.

‚Mal eben schnell‘ dachte ich, aber wenn man etwas für sich oder die Familie so nebenbei macht und kein echter Kunde auf sein Bike wartet, dann kann es auch mal länger dauern. Nach guten zwei Jahren habe ich es am Samstag geschafft,  die Gazelle läuft wieder!

Nun fehlen nur noch die Gepäckträger-Taschen und – da in der Zwischenzeit Nachwuchs gekommen ist – noch der Kindersitz.

Kassette putzen mit Cogly

„Das muss doch leichter gehen“, haben sich Bob und Tom wahrscheinlich gedacht. Jedenfalls haben sich die beiden entschlossen ein Werkzeug mit dem Namen Cogly zu erfinden, dass dem Putzwütigen das Leben leichter machen soll. Momentan befindet sich das Projekt in der Finanzierungsphase bei Kickstarter. Für 15$ könnt ihr das Projekt unterstützen und so eventuell in Zukunft eure Hände nicht mehr schmutzig machen. 🙂

Bei Restaurationsarbeiten entferne ich die Kassette vom Freilauf und zerlege sie in die einzelnen Bestandteile. In der Regel kann ich dadurch auch überprüfen ob die einzelnen Ritzel noch in Ordnung sind. Das Putzen der einzelnen Teile ist natürlich deutlich einfacher. Der Aufwand der Demontage ist aber vergleichsweise hoch.

RepairRebell

24 verschiedene Werkzeuge müssen nicht mehr als 85 Gramm wiegen! Thomas Smafield hat sein Multitool den RepairRebel kreisrund entworfen und aus Titan gefertigt, um dieses Ziel zu erreichen. Das Beste ist jedoch, dass sich der RepairRebel super platzsparend unterm Sattel oder am Rucksack befestigen lässt.

  • 10 Sechskant Ringschlüsssel (3-15mm)
  • 7 Sechskant Steckschlüssel (3-8mm)
  • Je ein Kreuz-und Schlitzschraubenzieher
  • 1 Torx (T25mm)
  • 4 Nippelspanner

Ganz ehrlich… schmeißt noch einen Ersatzschlauch und eine Pumpe in die Tasche und ihr habt alles was ihr für den Notfall benötigt. Für bereits weniger als 20€ hätte man sich einen RepairRebel sichern können. Derzeit werden erst einmal die Kickstarter-Bieter bedient. Der Gründer hat uns jedoch versichert sich zu melden, sobald die erste freie Lieferung erhältlich ist. Wir bleiben am Ball…

Update 4. November 2014: Auf Kickstarter liest man in den Kommentaren zum RepairRebel nichts gutes. Scheinbar ist der Kontakt zum Gründer abgebrochen und alle Spender warten vergebens auf Projektupdates und Gewissheit wo ihr Geld tatsächlich hin ist!

Tipps für die kalte Jahreszeit

Im Süden ist es schon passiert und den Rest des Landes wird es wohl auch noch treffen, Schnee! Das weiße Zeugs, das im Winter vom Himmel fällt, erinnert ihr euch?

jugendstilbikes_winter

Doch nicht nur der Schnee und das dann oft folgende Streusalz machen dem Fahrrad zu schaffen, auch Wind und Regen gehen an die Substanz von Rad und Fahrer. Für alle, die das Abenteuer Winter auch auf dem Fahrrad verbringen im folgenden ein paar Tipps, die die Zeit etwas angenehmer zu machen:

Beleuchtung
Gute Beleuchtung ist ein Muss, man wird besser gesehen, sieht besser und muss sich nicht durch die Nacht blinzeln. Am Besten ist ein gescheiter Nabendynamo, da hier der Verschleiß am geringsten ist. Wer keinen hat und nicht umrüsten möchte, sollte dem guten alten Dynamo vertrauen oder in eine Batterie-/Akkulösung investieren. Letztere sollte eine gewisse Qualität haben, damit es nicht zu Ausfällen aufgrund von extremer Kälte oder Nässe kommt. Ersatzbatterien am besten auch direkt kaufen. Ich empfehle neben guter Beleuchtung auch gute Bekleidung. Sie hält trocken und warm und fällt in der Dunkelheit auf.

Bremsen
Nicht nur im Winter, aber gerade dann sollte man einen Blick auf die Bremsen werfen. Sind die Bremszüge in einem guten Zustand, ist noch genug Gummi auf den Bremsbelägen und packen die Bremsen noch ausreichend? Wird es rutschig sollte man beim Bremsen vorwiegend die Hinterradbremse verwenden. Kräftiges Bremsen mit der Vorderradbremse könnte zum Ausbrechen des Vorderrads inklusive Sturz führen.

Schaltung / Kette
Um böse Überraschungen zu vermeiden am Besten beides ordentlich reinigen und anschließend gut schmieren. Wo Öl ist, kann kein Wasser eindringen. Öl ist jedoch nicht gleich Öl, hier sollte man schon synthetisches Kettenöl verwenden. Beim Ölen gilt, weniger ist mehr; das Öl sparsam auf ein Tuch auftragen und auf Kette und Schaltung verteilen. Ein Blick auf Umwerfer und Schaltzüge darf nicht fehlen, die Schaltung muss flüssig laufen und darf nicht haken.

Reifen
Ein Reifenwechsel wie beim Auto ist nicht notwendig, sofern die Reifen noch in einem guten Zustand sind und man nicht durch den Tiefschnee fahren möchte. Für letzteres gibt es Spikes. Bei Schnee kann der Reifendruck reduziert werden um die Auflagefläche der Reifen zu erhöhen, hierbei sollte man das für den Reifen angegebene Minimum jedoch nicht unterschreiten.

Rahmen
Um Korrosion durch Streusalz, Split oder Sand zu verhindern sollte man seinen Drahtesel nach jedem Ausritt reinigen. ADFC Experten empfehlen dafür lauwarmes Wasser und einen Lappen oder Fahrrad-Shampoos. Hochdruckreiniger oder Dampfreiniger sind tabu, diese treiben den Schmutz nur in die tiefsten Ecken und da bekommt man ihn so leicht nicht mehr raus. Um den Schmutz erst gar nicht so weit kommen zu lassen, am Besten Schutzbleche ans Rad schrauben. Für ein paar Euro kann man damit Wasser, Dreck und Steine von Rahmen und Fahrer fern halten. Wer nicht nach jeder Tour Lust und Zeit hat sein Rad mit lauwarmen Wasser zu reinigen, dem empfehle ich das Rad mit dem Handfeger von grobem Schmutz zu befreien.

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Warten eines alten Schaltwerks

In diesem Artikel möchte ich euch zeigen, wie ich ein 2009er Shimano Deore LX Schaltwerk gereinigt habe. Diese Aufgabe führe ich nicht sehr oft durch, aber mit etwas Übung geht es eigentlich recht flott. Ich habe ca 1 Stunde gebraucht. Man sollte sich aber Zeit und Ruhe gönnen. Ich mache dies meistens, wenn ein Fahrrad neu aufgebaut oder restauriert wird. Für eine normale Inspektion oder zum Einstellen des Schaltwerks ist dies eigentlich nicht notwendig.

Auf den Fotos seht ihr, dass ich das Schaltwerk vom Fahrrad demontiert habe. An einem Tisch sitzend habe ich es in seine Einzelteile zerlegt und ausführlich gereinigt. Ich benutze ein altes Tischtuch aus Baumwolle und Brunox. Das ist ein Kriechöl in der Spraydose, dass sowohl Schmutz, Fett und Rost löst, schmiert und vor weiterer Korrosion schützt. Wichtig ist auch die Federn zu benetzen damit sie vor Korrosion geschützt sind. Überflüssiges Öl gut abwischen. Überflüssiges oder auch billiges Öl aus dem Baumarkt zieht gern Staub an. Dieser Staub kann dann in die Ritzen eindringen und man hat das Gegenteil erreicht. Am Ende muss alles natürlich wieder zusammengebaut und montiert werden. In jedem Fall ist ein Einstellen des Schaltwerks notwendig. Ich kann nur immer wieder Empfehlen, während der Demontage Fotos zu machen. Das hilft ungemein beim späteren Zusammenbauen. Auf der Webseite von Paul Lange können viele Anleitungen und Explosionszeichnungen für Fahrradkomponenten heruntergeladen werden. Die beiden Schaltröllchen sehen auf den ersten Blick gleich aus. Man kann aber feststellen, dass das die Beschriftungen und die Lager unterschiedlich sind. Das obere Röllchen heißt Centeron G-Pulley führt die Kette beim Schalten nach links und rechts und hat einen etwas größeren seitlichen Bewegungsspielraum als das untere Marrow Röllchen. Deshalb hat das obere Röllchen ein einfaches Gleitlager mit zwei metallischen Zylindern. Das untere Röllchen kann entweder mit einem Zylinder oder mit einem Kugellager ausgestattet sein.

In der Regel tausche ich bei der Gelegenheit auch den Schaltzug und die Kette aus. Bei der Kette muss man aber beachten, dass sie sich mit den Zahnkränzen einläuft. Eine neue Kette kann auf alten Kränzen trotz eingestellter Schaltung abspringen oder überschlüpfen. Dann ist es auch notwendig die Kränze zu wechseln. Man kann es notfalls auch noch einmal kurzfristig mit der alten Kette versuchen.

 

 

Warten eines alten Schalthebels

Hier seht ihr wie ich einen alten SLX Schalthebel wieder flott bekommen habe. Prinzipiell ließe sich dieses Vorgehen auch auf andere Schalthebel übertragen, wobei die Mechanik leicht abweichen kann.

Das Problem war, dass der Schalthebel beim hochschalten nicht immer gegriffen hat. Das heißt manchmal konnte man nicht auf den nächst höheren Gang schalten, sondern hat den Hebel ohne Widerstand ins Leere gedrückt. Ab-und-an war das Schalten dann doch wieder möglich.

Der erster Schritt war den Hebel am Lenker auf den Kopf zu stellen. Dazu muss die Schraube am Lenker gelöst und der Hebel umgedreht werden. Danach die Hauptschraube unter dem Schalthebel entfernt und den Boden abnehmen.

Nun kann man den Hebel vorsichtig bedienen und sich etwas mit der Mechanik vertraut machen. In der Position auf dem kleinsten Ritzel steht ein kleiner silberne Mitnehmer (Haken) zwischen den Zähnen des Zahnrads in der Mitte. So dreht bzw. schiebt dieser Mitnehmer die Mechanik um die eigene Achse. Dadurch wird der Bowdenzug gespannt und das Schaltwerk schaltet hoch.

Nach der ersten Schaltaktion rutschte dieser Mitnehmer aber nicht mehr richtig in die Lücken des Zahnrads und man hat das von mir beschriebenen Gefühl des Leerschaltens. Es gibt keinerlei Widerstand und am Schaltwerk tut sich nichts mehr. Mit etwas Klopfen und schief Drücken am Schalthebel greifte der Haken dann vielleicht doch und schaltet wieder. Auf den Bildern kann man eventuell auch erkennen, wie der Mitnehmer nicht richtig hinter dem Zahn greift sondern davor steht.

Nach Entfernen der kleine silberne Mutter sieht man gut wie alt und verfärbt das Öl/Fett am Mitnehmer ist. Das ist ein bekanntes Problem bei Schlathebeln und kann zu den oben genannten Effekten führen. Es ist jedoch wichtig zu prüfen ob die Feder noch ok ist. Bei dem hier gezeigten Schalthebel war zusätzlich noch festzustellen, dass der ganze Mechanismus im Schalthebel locker sitzt und wackelt. Dies war jedoch auf eine verlorenen gegangene Schraube zurückzuführen.

Ein so kleine Schraube konnte ich in meiner Kramkiste leider nicht finden. Eine passende Notlösung war eine Klemmschraube einer Lüsterklemme.

Vor dem Zusammenbau muss natürlich Alles gereinigt und neue geölt werden. Ich verwende Nähmaschinenöl. Der Zusammenbau kann mitunter etwas fummelig sein. Mit etwas Geduld sollte es aber funktionieren.

Tipp: Fotos machen bei allen Zwischenschritten hilft am Ende beim Zusammenbau.