Alpencross Rückblick

Falls ihr auch gern eine Alpenüberquerung mit dem Fahrrad angehen wollt, möchte ich euch unsere rückblickenden Erfahrungen nicht vorenthalten. An dieser Stelle soll gesagt sein, dass wir weder Supersportler noch mit extremen Equipment gesegnet sind. Ich würde uns als Fahrrad-Enthusiasten bezeichnen. Sicherlich bewegen wir unsere Räder mehrmals wöchentlich, aber die Ausfahrten beschränken sich eher auf Strecken unter 10km und sind meist flach. So gesehen möchte ich euch motivieren, bei der Suche nach eurer nächsten mehrtägigen Radtour die Alternative einer Alpenüberquerung mit zu berücksichtigen. Die Alpen sind mit dem Rennrad eine tolle Erfahrung und mit etwas Vorbereitung und Planung durchaus auch für den Normalsterblichen machbar.

Die einzelnen Streckenabschnitte könnt ihr euch unter meinem User JugendstilBikes auf GPSies ansehen und als gpx Datei runterladen. Die Seite GPSies hatte ich in einem anderen Beitrag ja schon einmal vorgestellt.

Aber einfach die Satteltaschen packen und losfahren ist nicht empfehlenswert, auch wenn das mit unserer Gepäckliste recht leicht fallen sollte. Zum einen sollte man sich rechtzeitig vorher um Unterkünfte an den jeweiligen Orten und eventuell Zugtickets inklusive Reservierung für die Fahrradmitnahme kümmern. Zum anderen sollte man sich auch körperlich vorbereiten. Wir haben dafür eine möglichst bergige Trainingsstrecke in NRW gesucht. Hier haben wir sowohl uns als auch die Fahrräder auf die Probe gestellt. Nach der ersten Tour haben wir uns entschieden unsere Schaltung zu optimieren. Dazu sind wir von einem 13-26 Ritzel auf ein 13-34 Ritzel gewechselt um einen kleineren „kleinsten Gang“ für die steileren Streckenabschnitte zu haben. Nachdem wir diese Trainingstrecke 2-3 Mal innerhalb eines Monats mit vollem Gepäck gefahren sind und am nächsten Tag nicht vor Muskelkater im Bett liegen bleiben müssten haben wir uns entschieden, dass wir ganz gut vorbereitet sind. Für uns hat es funktioniert.

 

Alpenüberquerung Tag 7

Tag 7, der letzte Tag auf den Rädern. Von Torbole ging es am Gardasee entlang über Garda bis Verona. Die erste Hälfte der Strecke hat es geregnet – Gott sei Dank – sonst hätten wir unsere Regenjacken ja umsonst mitgenommen! Der Gardasee bei Regen ist so charmant, dass wir den geplanten Stop in der Altstadt von Malcesine
ausfallen ließen am Strand haben wir aber trotzdem gestoppt.

In Ponton wollten wir runter von der stark befahrenen Landstraße und einen in den Karten eingezeichneter Fahrradweg nehmen. Diesen zu finden war nicht ganz leicht aber am Ende hat es geklappt und wir konnten auf dem gut ausgebauten Fahrradweg fast bis zum Ziel durchfahren. Morgen Vormittag wollten wir die Julia vom Romeo besuchen und am Nachmittag wartet der Zug in Richtung Heimat auf uns.

Alpenüberquerung Tag 6

Wenn ein Japaner und ein Engländer in Italien Urlaub machen….

Heute haben wir die 96km von Leifers nach Torbole hinter uns gebracht. Die Strecke war lang aber im Großen und Ganzen bergab. Hinter Trento gab es jedoch einen 250m Anstieg der uns in der Mittagssonne bei 30 Grad sehr viel Kraft gekostet hat. Danach hatten wir uns die Mittagspause am Brunnen im idyllischen Bergdorf Cadine verdient. Dabei sind auch die Fotos unserer Classic-Bikes vor italienischen Hintergrund entstanden.

Insgesamt hatten wir eine sehr abwechslungsreiche Strecke die von angenehmen Radwegen über autobahnähnlichen Straßen und ohrenbetäubenden Tunnel in denen die Autos gefährlich nah an einem vorbeisausen bis hin zu einer Geröllstrecke die wir hinter Cadine als Abkürzung gewählt hatten.

Diese „Abkürzung“ ist nur bedingt zu empfehlen und hat das Material und uns stark gefordert. Ohne die von uns gewählten Bereifung, welche ein Mix aus Rennrad- und Trecking-Profil ist, wäre die Sache gar nicht möglich gewesen.

Morgen erwartet uns wieder eine eher harmlose Strecke zum Abschluss unserer Alpenüberquerung. Wir hoffen etwas Zeit für Sightseeing in Malcesine verbringen zu können.

Alpenüberquerung Tag 5

Nach dem guten Frühstück in der insgesamt zu empfehlenden Unterkunft „Gasthof Lanthaler“ ging es ausnahmsweise mal erst um 10 Uhr los von Moos in Passeier nach Leifers (hinter Bozen).

Die Strecke ging überwiegend bergab (von ca. 1050 Höhenmeter auf ca. 250 Höhenmeter) und war mit 65 Kilometern auch nicht besonders lang. Der größte Teil der Abfahrt war nach einer Stunde schon vorbei. Anders als geplant sind wir auf Empfehlung des Hotelbesitzers überwiegend abseits der Landstraße über einen Radwanderweg gefahren. Nah an der Natur weg vom Verkehr.

Zeitweise haben wir uns an zwei Rennradler drangehängt und den Windschatten ausgenutzt, ein 40er Schnitt haben wir nicht geschafft, aber so konnten wir trotz Gegenwind und der brennenden Sonne eine gute halbe Stunde einen 30er Schnitt fahren. Nach der halben Stunde haben die beiden dann einen anderen Weg gewählt. Nachteil beim Windschattten-Fahren ist das man nur den Hintern vom Vordermann im Blick hat und weniger von der (schöneren) Landschaft sieht.

Kurz vor dem Ziel mussten wir durch Bozen, doch die Route durch die Stadt war eine Qual, Tunnel die man nicht befahren darf, viele Ampeln und plötzlich endende Fahrradwege in der so genannten „Fahrradstadt Bozen“. Nach vielen Stopps um die Route zu prüfen und mehrmaligen umdrehen haben wir es dann nach knappen 3:45 Stunden zu unserem Etappenziel nach Leifers geschafft.

Morgen heißt es wieder früh aufstehen, 92 Kilometer warten auf uns. Wir sind gespannt und sehen der Etappe mit Respekt entgegen!

Alpenüberquerung Tag 4

Von Zwieselstein ging es heute rauf auf das Timmelsjoch (2509m) und weiter runter nach Moos in Passeier. Es ging direkt mit einer großen Steigung los, doch uns erwarteten noch einige mehr auf der Strecke. Schlimm war diese Kontinuität der Steigungen es ging im Prinzip den ganzen Tag von Kehre zu Kehre bergauf. Unsere Classic-Bikes hatten wir schon, was die Kassette angeht, von 12-24 auf 13-34 Zähne optimiert, aber selbst der leichteste Gang wurde irgendwann schwer. Der prüfende Blick auf die Kette während der Fahrt häufte sich deutlich. Ist das wirklich schon der leichteste Gang? Langsam aber sicher kämpften wir uns an die Baumgrenze. Immer häufiger mussten wir aus dem Sattel, um die langen Steigungen von teilweise mehr als 13% zu bestehen. Das kostete zusätzliche Kraft und auch die Waden wurden langsam fest. Wir waren nur froh, dass dieses Auf und Ab der Vortage ein Ende hatte. Auch wenn jede Abfahrt Erholung verspricht, führt sie doch nur wieder zu einem erneuten Aufstieg. Jeder Höhenmeter den man dem Berg abgerungen hat möchte man nicht mehr hergeben. Die Wahrnehmung verändert sich. Bin ich nur erschöpft oder schon schwindelig? Ebene Streckenabschnitte fühlen sich auf einmal wie Abfahrten an. Nur Geschwindigkeit will nicht mehr aufkommen. Kurven werden zu verräterischen Propheten der nächsten Steigung. Der Berg wird mit unnachgiebiger Kraft und stoischem Charakter wahrgenommen. Wir kämpfen gegen ihn und mit uns selbst. Das Ziel scheint unwichtig geworden. War vielleicht ne blöde Idee mit den Alpen.

Nur selten hatten wir Gelegenheit den Kopf aus den Knien zu nehmen, um die Umgebung zu betrachten. Mit der Höhe veränderte sich die Landschaft. Bäume und Wiesen wurden zu Felsen und Flechten, nur um später ganz allmählich unter Schneedecken zu verschwinden. Der Schnee wurde derart mehr, dass wir am Gipfel zwischen massiven Wänden aus Schnee unsere Bahn zogen. Die Temperaturen und der eisige Wind gaben uns Gelegenheit unsere Armlinge, Beinlinge und Funktionsshirts zu der normalen Radbekeidung anzuziehen. Zum Glück blieb uns der Regen erspart.

Vom Timmelsjoch aus ging es dann stetig und steil bergab. Der aufkommende Spaß der Abfahrt war neben dem Stolz und der Aussicht der Lohn für die geleistete Arbeit. Die Straßen auf der italienischen Seite der Passstraße waren enger und ein paar unbeleuchtete und tropfende Tunnel säumten den Weg. Vorsicht war geboten, bei 65km/h mit dem Rennrad wird es gefährlich. Die Bremsen laufen heiß und das Rad kommt nur noch wiederwillig zum Stehen. Jede kleine Bewegung hat einen großen Effekt. Verkehr und Winde sind schwer vorherzusehen. Spaß macht es trotzdem – auch bei 50-60km/h! So sind wir sehr schnell wieder runter vom Berg, haben uns abseits der Strecke noch kurz gestärkt und 5km später waren wir schon am Etappenziel in Moos in Passeier.

Morgen ist eine Erholungsstrecke geplant. Die 64km ohne nennenswerte Steigung nach Laives hinter Botzen schaffen wir ohne Probleme.

Wer die Strecke nachradeln möchte, im Nachhinein hätten man die Etappe des Vortages auch bis zu einer der Pansionen in Pill u. Angern legen können. Das hätte die Anstrengungen etwas mehr verteilt.

Alpenüberquerung Tag 3

Der dritte Tag auf dem Rad war mit 30km wie erwartet deutlich weniger lang aber schon etwas hügeliger (750m bergauf und 250m bergab). Man bemerkt die Berge bedrohlich näher kommen, wie die Straßen sich mehr und mehr zwischen Berwänden schlängeln und die großen weiten Wiesen weniger werden. Treu blieb uns aber die liebe Sonne!

Die Kürze der Strecke lässt Raum für etwas Erholung gerade nach der Strecke vom Vortag. Obwohl die Knie brennen, hätte man die Strecke heute etwas länger wählen können. Unser Etappenziel heute hing aber auch mit den wenigen Übernachtungsmöglickeiten zusammen.

Wichtig für alle die auch mal in Richtung Timmelsjoch unterwegs sind, viele Orte haben weder Kiosk, noch Supermarkt geschweige denn ein gutes Restaurant. Wenn es letzteres gibt dann natürlich unverschämt teuer! Zum Supermarkt sind wir heute nochmal 3km zurück nach Sölden geradelt, alles gut bergab – nur der Rückweg nicht. Für das nächste Mal wissen wir dann Bescheid.

Morgen steht uns das Timmelsjoch bevor, oder wie man hier zu sagen pflegt: morgen geht’s übern Timmel! Von der Hauptstraße lassen sich die ersten Serpentinen ausmachen… Wolken ziehen auf und lassen Regen vermuten. Wir hoffen dem vorhergesagten Regen für morgen Nachmittag nach Italien entwischen zu können. Da oben erwarten uns gefühlte Temperaturen von 5-10 Grad. Wir stärken uns jetzt und legen die Beine hoch.

Alpenüberquerung Tag 2

Der zweite Tag ist geschafft von Garmisch bis Lehn (hinter Oetz) inklusive Grenzübertritt nach Österreich. Die geplanten 70km wurden am Ende 80km, haben da wohl eine Abkürzung verpasst oder die Tracking App hat sich verzählt. Völlig eben war die Strecke nicht, es ging oft bergauf, zwar nicht hoch, aber ausdauernd! Überwiegen war die Straße unsere Piste, ab und an gab es aber auch asphaltierte Fahrradwege oder Schotterpisten die uns ein wenig abseits der Straße „gemütlich“ durch die Hitze (33 Grad) radeln ließen.

Die Anstrengung bei diesen Temperaturen wurde immer wieder durch die Schönheit der Strecke – zu mindestens teilweise – relativiert.
Glasklare Bachläufe, herrliche Panoramen und urige Dörfer waren nur ein kleiner Teil der vielen Sehenswürdigkeiten.

Morgen geht es weiter nach Sölden rauf auf den ersten Teil des Bergs. Die Strecke ist mit 30km wesentlich kürzer, aber dafür etwas steiler. Wir sind gespannt wie man sich morgen fühlt und freuen uns auf den nächsten Teil der Tour!

Nach der Ankunft sind wir noch mal in leichter Montur und ohne Gepäck ins Nachbardorf zum Einkäufen gefahren. Das wohlverdiente Abendbrot gab es dann auf dem Balkone der Pension.

Alpenüberquerung Tag 1

Die ersten 680km unserer Alpentour sind geschafft. Heute sind wir erfolgreich mit der Bahn und den Rädern samt Gepäck in Garmisch-Partenkirchen angekommen. Zwischendurch gab es kleine Komplikationen weil das momentane bundesweite Hochwasser zu einer Ersatzregelung mit Bussen zwischen München und Garmisch geführt hat.

Während Ende der Zugfahrt kann man die Alpenaussicht wunderbar genießen. Wir hatten gemischte Gefühle da uns auch noch mal das Ausmaß der uns bevorstehenden Tour imposant vor Auge geführt wurde.

Morgen sind aber noch entspannte 70km nach Oetz ohne große Höhenmeter angesagt bevor es bergauf in Richtung Timmelsjoch geht.

Gepäckliste für 7-tägige Radtour

Weniger ist mehr!
Klar will man Gewicht und Volumen sparen. Ohne Versorgungswagen muss man natürlich auch an Werkzeug und Reparatur-Kit denken. Zusammen mit den wichtigsten Klamotten für alle möglichen Wetterzustände bleibt nicht mehr viel Platz. Hier mal zwei Beispiele unseres Gepäcks für eine 7-tägige Alpenüberquerung.

  • Bekleidung
    • Helm
    • 1 Fahrradschuhe
    • Socken und Unterwäsche (1st Layer)
    • 3 Funktionshirts (1st Layer)
    • 1 Kurze Radlerhose (2nd Layer)
    • 1 Kurzarm-Trikot (2n Layer)
    • Arm- und Beinlinge (2nd Layer+)
    • 1 Regenjacke (3th Layer)
    • 1 Regenhose (3th Layer)
    • 1 Kurze Hose
    • 1 Lange Trainingshose
    • 3 Baumwoll-Tshirts
    • 1 Wassersportschuhe (zum Duschen und rumlaufen)
  • Kulturbeutel
    • Zahnbürste und Creme
    • Funktionshandtuch
    • kleines Duschgel
    • Sonnenmilch
    • Rasierer
    • Kleines erste Hilfe Set
    • Ohropax
  • Werkzeug und Technik
    • Multitool
    • Spezialschlüssel (z.B. Nabenschloss)
    • 4 extra Bremsbeläge
    • 1 Flickzeug
    • 1 Ersatzschlauch
    • Luftpumpe
    • 1 Set Bowdenzüge
    • 1 Set Beleuchtung
  • Sonstige Ausrüstung
    • Landkarte
    • Ausweise, Bankkarte, Tickets, etc
    • Panzertape
    • Kunststoffbeutel (Regenschutz)
    • Kabelbinder
    • Sonnenbrille
    • Schloss
    • Telefon + Ladekabel
    • Reiseadapter
    • Buch
    • Reisewaschmittel
    • Feuerzeug (wasserdicht verpackt)
    • Taschenmesser
    • Campingbesteck
    • Snacks

 

Nachtrag vom 09.08.2012

Im Nachhinein haben wir zum Trocknen der Klamotten folgende Dinge in unserem Gepäck vermisst

  • Schnur oder Kordel
  • Wäscheklammer

Gepäckträger am Rennrad

Für längere Radtouren mit dem Rennrad ist es wohl oder übel nötig Gepäck zu transportieren. Man kann das Gepäck natürlich auch transportieren lassen. Falls man jedoch nicht an einer organisierten Tour mit Versorgungswagen teilnehmen möchte stellt man sich schnell die Frage wie transportiere ich das Gepäck…?

Jeder hat sein Päckchen zu tragen

Eine Beispiel meiner Gepäckliste für meine 7-tägige Alpenüberquerung werde ich noch online stellen. Stellt sich nur noch die Frage wer das ganze Zeug tragen soll. Wer schon mal längere Radtouren mit dem Rucksack gemacht hat, der weiß wie unangenehm das sein kann. Angenehmer ist es da schon das Gewicht auf einen Gepäckträger am Fahrrad zu verteilen. Ich hab mich für einen Racktime LightIt 28″ entschieden. Er ist sehr leicht und sieht sportlich aus. Es gibt keine Klemmvorrichtung aber er ist ideal für Gepäcktaschen geeignet. Bei der Montage musste ich jedoch die Haltestangen etwas biegen und feilen damit das Ganze an der Sattelstützenschraube befestigt werden konnte. Ich habe mich für die Ortlieb Back-Roller Classic Gepäcktaschen entschieden. Sie sind absolut robust und wasserdicht. Man kann sie sehr schnell montieren und mit einem Griff wieder abnehmen.